8. Marchfeldkanallauf am 1. Oktober 2005

Gleich mal vorweg: Wir haben abgeraeumt!

Wie auch schon voriges Jahr, ist heuer wieder das Team SPEC (Stefan, Pia, Elisabeth und Cornelia) fuer den Marchfeldkanallauf angemeldet. Diesmal scheint der Lauf eher schlecht besetzt zu sein, es laufen insgesamt nur zwei Teams mit, die Chancen stehen also gut, dass wir zweite werden.

Am Samstag wache ich viel zu frueh auf, weil ich keine Luft kriege: der Hals ist zugeschwollen und tut weh. Ich werfe also die starken roten Halsweh-Lutschtabletten ein und lege mich nochmal nieder. Spaeter gibt's zum Fruehstueck auch noch Aspirin-C. Meine Ansage war ja, dass ich einen 6-er Schnitt laufen will, also 66 Minuten. Davon verabschiede ich mich mal und hoffe, dass ich den Lauf ueberhaupt schaffe.

Es ist sonnig und schoen, ein strahlender Herbsttag. Ich packe hektisch noch alles ein, was ich glaube, brauchen zu koennen. Den gelben Chip nicht vergessen, und weil es ja sonnig ist: ganz wichtig das Stirnband, damit der Schweiss mir nicht in die Augen laeuft. Das Stirnband faellt mir im letzten Moment noch ein, ich bin froh, dass ich es nicht vergesse, denn das werde ich unbedingt brauchen. Im letzten Jahr bin ich die Strecke in 1:12 gelaufen, das war am Tag nach dem Hoehenstrassenlauf. Das moechte ich eigentlich schon unterbieten, aber wer weiss?

Bei der Startnummernausgabe gleich die erste freudige Ueberraschung: es gibt gleich zwei T-Shirts pro Starter, eines von der Sportunion, eines vom B7, das Einkaufscenter neben dem Start. Da fallen die Startgebuehren von 60 Euro pro Team auch schon nicht mehr so ins Gewicht.

In der Garderobe beim Start stell ich die ganze Tasche auf den Kopf. Wo ist das Stirnband? Ich mache alle Mitlaeufer verrueckt, geh noch mal mit Margit zurueck zum Parkplatz, schau unter alle Autos, hinter alle Hecken, in unser Auto, wo hab ich das Stirnband verloren? Ich frag die Veranstalter, es ist aber keines gefunden worden. Mist, ich muss wohl ohne rennen.

Start. Natuerlich sind auch ein paar Steckerlgeher dabei, die schrappen sich die Strecke entlang. Ich starte langsam, mein Kopf tut ein wenig weh. Ich sehe schon ein muehsames Rennen auf mich zukommen. Ein Steckerlgeher ueberholt mich zuegig. Aber zum Glueck gehen Pia und Conny es auch langsam an, und so traben wir gemuetlich hinter dem Feld her und versuchen, die Landschaft zu geniessen, den netten Feldweg neben dem Wasserlauf, die Schaefchenwolken, das herrliche Herbstwetter. Es wird kein Bestzeitversuch, sondern einfach ein schoener Lauf.

Wir tratschen und lachen und muessen nur manchmal hintereinander laufen, wenn mal wieder Wasserlacken den Weg blockieren. Ansonsten ist der Untergrund sehr schoen zu laufen, eine nette Abwechslung nach all dem Asphalt sonst. Die Laeufer vor uns verlieren wir langsam aus den Augen. Die Strecke geht zwar "rund", aber der Rueckweg ist nur auf der anderen Seite des Marchfeldkanals, und so sehen wir vor dem Wendepunkt Stefan auf der anderen Seite vorauslaufen. Der ist natuerlich viel sportlicher als wir unterwegs. Kurz nach ihm sehen wir auch Margit auf der anderen Seite. Sie will die 22 km laufen.

Wendepunkt, Wasserstelle: brav trinke ich meinen Becher im Gehen, werfe ihn dann auch gleich in den Muellsack, der am Brueckengelaender haengt. Die ersten vier km sind geschafft, langsam krieg ich Betriebstemperatur, das Kopfweh ist weg, der Hals ist frei, es geht mir gut. Ich wische den Stirnschweiss in meine Aermel (was machen eigenlich Leute, die ohne Aermel laufen? ) Der Weg wird eng und schattig, ich als langsamste laufe voran. Ploetzlich ein Schild: 6 km. Das erste km-Schild der Strecke. Da ich nicht mit meiner Pulsuhr laufe (die hat mich in Ulm ziemlich aufgescheuert) muss ich bei Pia nach der Zwischenzeit fragen: 35 Minuten. Uiuiuiuiuiuiui! Die gute Zwischenzeit, der Schatten, der nette Weg und dass meine Erkaeltung irgendwie verflogen ist, und ausserdem die Laeuferin im roten T-Shirt vor mir, das befluegelt mich. Ich laufe dahin wie auf Wolken, es flutscht, ich fuehle mich grossartig.

Als der Weg dann wieder breiter wird, sind Conny und Pia schon etwas hinter mir. Ich koennte warten, aber ich bin grad in so einem schoenen Trab drinnen, wer weiss, ob ich den wieder aufnehmen koennte, also laufe ich weiter. Hin und wieder atme ich eine Muecke ein, die sind an so einem schoenen Herbsttag natuerlich auch unterwegs.

Bei km9 sieht man das Ziel am anderen Ufer und weiss, es ist nicht mehr weit. Plötzlich feuert mich jemand mit Namen an - es ist Patrizia, die so wie Conny und Pia auch immer montags zur Gymnastik kommt. Das gibt Auftrieb!

Bei km10 ist der andere Wendepunkt und auch wieder eine Wasserstelle. Ich bin durstig, und obwohl ich nur mehr einen km habe, greife ich zu. Diesmal will ich versuchen, im Laufen zu trinken. Das geht natuerlich schief, ich krieg Wasser in die Nase und muss stehenbleiben und mich aushusten und -schneuzen. Conny und Pia kommen mittlerweile wieder an mich heran, soll ich langsamer laufen oder noch mal Gas geben? Mein Herz will bei ihnen bleiben, meine Beine wollen laufen. Ich hoere auf meine Beine; es ist nicht so oft, dass laufen so wunderbar schwerelos funktioniert, ich muss das einfach auskosten.

Und so geb ich auf dem letzen km nochmal alles. Es geht noch unter zwei Bruecken durch, auf einer stehen Pias Mann und Kinder und feuern uns an. Ich laufe Richtung Ziel und versuche die Zieluhr zu lesen. Leider steht die Organisatorin gerade vor den entscheidenden Ziffern. Ich kann grad 1:0 sehen, aber nicht die Zahl dahinter. Damit die 0 nicht auf eine 1 umspringen kann, sause ich noch mal richtig los und mache einen klassischen Zielsprint. Meine Zielzeit mit 1:09:26 ist daher um 2:37 schneller als letztes Jahr, ich hab mich aber bei weitem nicht so geplagt. Das ist doch mal ein feines Ergebnis!

Zuerst wird geduscht, dabei krieg ich ploezlich wieder meine bekannten Quaddeln. Waren das jetzt die Eichenprozessionsspinner oder doch das Fruehstuecksaspirin? Egal, ich befolge Britts Rat und ignoriere sie. Nach einer Viertelstunde sind sie wieder weg.

Das war aber noch nich alles, jetzt faengt es erst so richtig an.

Als ich wieder in die Garderobe gehe, faellt mein Blick auf mein Maentelchen. Einer Eingebung folgend, greife ich in die Manteltasche und finde wunderbarerweise mein Stirnband, das ich dort verstaut hatte, um es beim Umziehen schnell zur Hand zu haben.

Sehnsuechtig warte ich auf Margit, die ihre zweite Runde bald beendet haben wird. Ich sehe sie auch bald am anderen Ufer vorbeilaufen und feuere sie an. Jetzt hat sie nicht mehr weit, und als sie einige Minuten spaeter kommt, kann ich noch ein schoenes Zielsprintfoto schiessen. Da die lange Strecke von 22 km nur zwei Frauen gelaufen sind, und sie ja keine schlechte Kondition hat, ist sie natuerlich erste!

Es folgt die Siegerehrung und die Verlosung. Bei der M40 erscheint der drittplatzierte nicht zur Siegerehrung, und so wird kurzerhand der vierte auf das Stockerl gebeten. Das ist Stefan, und so hat er ploetzlich eine nette Medaille umhaengen.

Als zweites Team kriegen wir dann auch folgerichtig den zweiten Platz, und so finden wir uns tatsaechlich auf dem Stockerl wieder, geschmueckt mit den entsprechenden Medaillen! Stefan hat jetzt zwei Medaillen. Fuer mich ist es das erste (und wahrscheinlich einzige Mal) und ich geniesse das Gefuehl, da oben zu stehen.

Margit als Siegerin bekommt nicht nur eine Medaille, sondern auch einen schoenen Pokal. Wir sind stolz auf sie!

Und bei der Tombola gewinnt Conny dann noch 50 Euro, und Margit Parkgutscheine. Ich muss sagen, das war wirklich ein erfolgreicher Lauf, so etwas passiert nicht jeden Tag. Es hat wirklich Spass gemacht!

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