1. Einsteinmarathon (Halbmarathon) in Ulm am 25. September 2005

Ansage: Ich wollte gerne unter 2:23:30 bleiben, meiner bisherigen HM-pB, an die mich Ingo im April geschleppt hatte.

mikriges VWKGJ: Da ich mich am Montag ein wenig verkuehlt hatte, war ich etwas besorgt. Ich packte mich am Samstag abend also extra noch schoen warm ein, ging frueh schlafen und war fest entschlossen, am Sonntag ganz fit zu sein. Als ich morgens aufwachte, war mir heiss, mein vorsorglich mitgenommenes Fieberthermometer zeigt ueber 37 Grad. Panik ueberfiel mich, aber ich stand erst mal auf. Nein, schwindlig war mir nicht, schlecht fuehlte ich mich auch nicht, nur Durst hatte ich. Und dann fiel mir auf, dass ich direkt neben der gluehend heissen Heizung geschlafen hatte, die ich am Vorabend auf volle Staerke gedreht hatte. Aha. Ende VWKGJ.

Zum Fruehstueck wage ich zwei Semmeln und jede Menge Kaffee. Im Hotel waren mehrere Laeufer abgestiegen. Einen aelteren sprach ich an und fragte, wie er zum Start komme. Er antwortete mir, dass er mit dem Taxi fahre und lud mich ein, mitzukommen. Das schlug ich ihm nicht aus und liess mich waehrend der Fahrt von Berichten aus New York, Wien, Medoc, Berlin und Hamburg verwoehnen. Ich liebe Laufberichte, und so verging meine Nervositaet fast.

Beim Startbereich reihte mich mich in die Schlange vor dem DamenWC ein. Und da noch Zeit bis zum Start blieb, machte ich es gleich nochmal. Fuenf Minuten vor dem Start machte ich mich auf die Suche nach meinem Startblock am Ende der Schlange. Dort verharrte ich im kalten Schatten (dem einzigen Schatten der ganzen Strecke) und fror ein wenig, denn natuerlich war ich an so einem sonnigen Tag eher luftig angezogen. Als es um 10 Uhr immer noch nicht los ging, und irgendwo weit vorne jenseits der Schallgrenze lokal wichtige Leute ewig redeten, nutzte ich natuerlich die Gelegenheit, nochmal ein Dixi zu besuchen. Sicher ist sicher.

Viertel elf. Die Laeufer fangen ungeduldig zu klatschen an, und tatsaechlich geht es los. Startschuss hab ich von meiner Position aus nicht gehoert, aber langsam setzt das Feld sich in Bewegung. Ich geniesse das Klatschen und Jubeln der vielen Fans, die ihre Lieben an den Start begleitet hatten und die jetzt auch uns Nachzueglern Applaus spendeten.

10:18 - endlich ueberquere ich die Startlinie, und vergesse nicht einmal, auf den Knopf zu druecken. Die Uhr laueft los, ich ebenso.

km1 - 7:05 es geht zaeh voran, aber so ein HM ist lange, und ich will mich am Anfang nicht verausgaben. Vor mir waeltzt sich die Laeuferschar, und ich fange an, mir passende Verfolgungsobjekte zu suchen. Aber alle wuseln herum, ich kann nur einfach so vor mich hintraben. Macht nix.

km2 finde ich nicht, km3 - 13:35 (20:40) Hf162. Passt. Koennte noch etwas schneller sein, aber ich bin schon unter 7min/km, und es sind immer noch viele Laefer eng beisammen.

km4 - 6:37 (27:18) Hf 162. So sollte es weitergehen, ich bin jetzt schoen warmgelaufen. Wir laufen durch eine kleine Ortschaft, und alle Leute stehen auf der Strasse und feuern uns an. Einige haben ein Glas Bier in der Hand, das motiviert mich weniger. Dann ueberqueren wir die Donau, es ist ein herrlicher Blick in beide Richtungen. Bilde ich mir das nur ein, oder ist die Donau hier schon etwas breiter als in der Stadt? Nach einer Kurve ist der erste Verpflegungsstand, ich nehme mir einen Becher Wasser und die Zeit stehenzubleiben und zu trinken.

km5 - 6:47 (34:05) Hf 162 Wir laufen an einem Wald entlang, und jede Menge Laeufer(innen) nutzen ihn, um sich zu erleichtern. Klug, es ist die letzte Gelegenheit, bevor wir wieder in die Stadt kommen.

km6 - 6:41 Hf 164 Ich laufe neben meinem spontan auserkorenen Hasen namens IGL. Das steht fuer InteressensGemeinschaft Laufen, wie ich erfahre. Das Maedel hat ein knall gelbgruenes T-Shirt an, und das froehliche Igelchen zieht mich magisch voran. Wir wechseln ein paar Worte und laufen durch Pfuhl.

km7 - 6:38 (47:25) Hf 161 In Pfuhl gibt es einen Getraenkestand, ich greife wieder zu. Mein Igl ebenso, sie bleibt stehen, ich auch, ich laufe schneller wieder an und bin jetzt voraus.

km8 - 6:37 (54:02) Hf 163 Wir laufen an einer Koppel mit vier Pferden vorbei. Die Pferde fuehlen sich durch die Laeufer aufgewuehlt und galoppieren wild ueber die Wiese. Es ist ein herrlicher Anblick!

km9 - 6:41 (1:00:44) Hf 161 Langsam verabschiede ich mich von einer neuen Bestzeit. Ich hab zwar keine schlechten Zwischenzeiten, aber ueberragen sind sie auch nicht.

km10 - 6:25 (1:07:09) Hf 164 Damit kann ich sogar anfangen hochzurechnen: 67 + 67 = 2:14, + 6,7: knapp ueber 2:20. Es ist noch was drin. Die Hoffnung steigt wieder auf. Hier sehe ich meinen naechsten Hasen: einen Geher! Der Kerl hat lange Beine und marschiert unheimlich schnell voran. Aber ich werde ihn schon kriegen!

km11 - 6:48 (1:13:58) Hf 167 Wieder ein Getraenkestand. Mein IGL ueberholt mich und ich kann nicht dranbleiben, muss sie ziehen lassen.

km12 - 6:30 (1:20:28) Endlich kann ich den Geher ueberholen. Der ist ja wirklich flott. Und er schwitzt kraeftig. Es wird tatsaechlich schon recht warm, kein Wunder, es ist schon halb zwoelf.

km13 verpasst, dafuer Crizzy gesehen - sie laeuft ein paar Meter mit, ich kann aber ausser sie angrinsen nicht viel machen, die Luft ist einfach knapp. Es geht in die Stadt, bergauf, uneben, Kopfsteinpflaster. Der Untergrund tut mir weh, er stoert meinen herrlich monotonen meditativen Laufrhythmus. Dafuer stehen hier unheimlich viel Leute und feuern die Laeufer an. Die Startnummer mit den Namen sind Klasse, ich hoere meinen Namen ein paar Mal.

km14 - 13:22 (1:33:50) Hf161 bei der Pyramide ein Verpflegungsstand, ich trinke meinen letzten Becher. Mehr muss nicht sein, das naechste Mal gibt es erst wieder etwas im Ziel. Wieder abwaerts uebers Kopfsteinpflaster, um die Kurven, ich kann nicht rennen lassen, es ist einfach unrund. Crizzy steht wieder auf der Bruecke und laeuft ein Stueckchen mit. Die Augsburger Strasse ist eine boese Schleife, da sieht man die Laeufer, die vor einem sind. Es ist heiss, die Sonne legt sich in die Strasse. Der Veranstalter hat einen klaeglichen Versuch unternommen, mit Musikkapellen Stimmung zu machen, aber bei mir hat die Katzenmusik die gegenteilige Wirkung. Endlich die Wende und wieder stadteinwaerts!

km15 verpass ich wieder, dafuer komme ich nochmal bei Crizzy vorbei. Ich freue mich, sie zu sehen. Juergen macht sogar ein Foto von mir, und wer es bewundern will, klickt auf http://zeitnot.home.pages.de/stuff/marathon/ Noch einmal begleitet mich Crizzy, versucht mich aufzumuntern, ich kann nicht wirklich gut antworten, ich fange schon an zu kaempfen. Kopfstein und Hitze und diese boesen Schleifen haben ihren ersten Tribut gefordert.

km16 - 13:36 (1:47:27) Hf 160 Zum Glueck hat mir Crizzy schon am Vortag gezeigt, wo der HM sich vom M trennt, und so verpasse ich auch die Abzweigung nicht und laufe ueber den Steg Richtung Stadt.

km17 den Versorgungsstand lasse ich links liegen.

km18 13:58 (2:01:26) Hf 75? Meine Uhr spinnt wohl, das stimmt sicher nicht. Nochmal Kopfsteinpflaster, es geht durch das romantische Fischerviertel, richtig suess ist es hier. Eigentlich koennte das Ziel schon bald kommen. Die Menschen jubeln, und ich laufe bergauf. Ich bin zwar schon angeschlagen und langsamer, aber immer noch guter Dinge.

Ab dann wird es irgendwie komisch. Wir laufen wieder weg von der Stadt, durch eine Unterfuehrung. Bergauf trabe ich, bin aber nicht schneller als die Laeuferin vor mir, die schon laengst zu gehen angefangen hat. Da beschliesse ich, auch zu gehen, um meine Kraefte zu schonen. Das Laufen anfangen ist oben dann schon sehr schwer. Hinter dem Bahnhof ist noch eine fiese Schleife, es geht unendlich weit weg vom ach so nah gewesenen Ziel, es ist heiss, die Gegend ist nicht schoen. Mein IGL kommt mir entgegen und sagt: "Ich hab einen Durchhaenger". Ja, den hab ich auch. Meine Blase sagt, dass sie sich entleeren will. Na gut, aber wo? Wir laufen der Bahn entlang, bei der Wende springe ich einfach hinter einen Busch. Falls mich jemand aus einem vorbeifahrenden Zug sieht, ist mir doch egal. Ich komme drauf, dass meine Blase gelogen hat, aber die Beine bedanken sich artig bei ihr, dass sie eine Pause gekriegt haben. Mistkerle, Feiglinge, was soll das? Wie habt ihr sie bestochen?

km19 - 8:12 (2:09:38) ist dementsprechend.

Ich laufe wieder, und jetzt beisse ich. Ich bin schon muede, und meine Zeit ist schon sehr mies. Das wird nicht jedenfalls keine neue pB.

km20 - 7:15 (2:16:54) Ich bin grottenschlecht.

Aber jetzt geht es schon wieder in die Innenstadt, wieder auf Kopfsteinpflaster, aber nicht auf so miesem. Die Zuschauer sind super und feuern mich an.

Da sehe ich vor mir den Bogen: noch 500 Meter. Ich druecke den roten Knopf fuer die Zwischenzeit. Es geht um eine rechte Kurve. Es geht nochmal um eine rechte Kurve. Links das Muenster. Von rechts ploetzlich Crizzys aufmunternde Stimme. Sie laeuft ausserhalb der Absperrung mit mir mit, macht den Hasen, zieht mich voran. Ich laufe, laufe, laufe ueber die Matte, werde langsaer und sehe, dass die anderen weiterlaufen. Mist, das Ziel ist erst vorne beim Bogen, die Matte hier war hier nur irgendeine bloede Zwischenzeit. Diese letzten 500 Meter hab ich in 4:06 zurueckgelegt. So hab ich dann am Ende nur eine Zeit von 2:24:12 und mein Zeitziel um 42 Sekunden verpasst.

Trotzdem bin ich zufrieden. Es geht mir gut, ich hatte keinerlei orthopaedische Probleme mit Knie, Huefte, Fuessen oder Ruecken, d.h. meine Grundlage ist nicht so schlecht, aber an meiner WK-Taktik muss ich noch arbeiten.

Ausserdem war es einfach genial, in Ulm bei Crizzy zu sein, ich moechte mich noch mal bei ihr bedanken, fuer die moralische Unterstuetzung im WK und fuer den koestlichen Apfelkuchen hinterher!

Danke, liebe Crizzy!

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